Die Soehne der Woelfin by Kinkel Tanja

Die Soehne der Woelfin by Kinkel Tanja

Autor:Kinkel, Tanja [Kinkel, Tanja]
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 3764525606
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-06-03T22:00:00+00:00


Sie zuckte die Achseln. »Nun, für die Herdstelle haben sie zum Glück Backstein verwendet. Komm, wir müssen langsam damit anfangen, die Fische auszunehmen.«

Eigentlich wollte er ihr noch immer nicht helfen, doch es gab ihm etwas zu tun, das ihn vom Nachdenken ablenkte. Fische ausnehmen, das konnte er, das war vertraut, selbst wenn es die Fische aus dem Meer nicht waren. Auf einem anderen Holzbrett hatte sie die Zwiebeln, den Liebstöckel, die Brennesseln und das Mehl ausgebreitet, die sie ebenfalls eingehandelt hatte. Das einzige, was die Weißgewandeten zur Verfügung stellten, waren zwei bemalte, mit Pech versiegelte Krüge sowie ein offener mit Wasser darin. Warum die Krüge mit allerlei schwarzen Figuren bemalt waren, leuchtete ihm nicht ein, aber während er die Fische zerlegte, ertappte er sich bei dem Versuch, ihre Bedeutung zu enträtseln. Einige Gestalten waren Männer mit Schwertern, soviel erkannte er sofort, doch andere glichen Pferden mit Menschenköpfen, und davon hatte er noch nie gehört.

»Die Bilder erzählen eine Geschichte«, sagte seine Mutter, und er fragte sich erschrocken, ob sie seine Gedanken lesen konnte oder ihn die ganze Zeit beobachtete, »vom Kampf der Lapithen und Zentauren. Der größte Held der Griechen, Herakles, war zu einer Hochzeit geladen, bei welcher der Bräutigam ein Zentaur und die Braut eine Lapithin war. Es sollte die beiden Völker miteinander versöhnen, doch statt dessen brach ein fürchterlicher Streit aus.«

»Was ist ein Zentaur?«

»Ein Geschöpf, halb Mann, halb Pferd.«

Remus schaute wieder zu den schwarzen Gestalten auf rotem Grund und überlegte, ob es sie dort gab, wohin seine Mutter mit ihm reisen wollte. So ein Geschöpf würde er wirklich gern einmal sehen. Ob man auf einem Zentauren reiten konnte wie auf einem richtigen Pferd? Er öffnete den Mund, um die Mutter danach zu fragen, doch gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, daß es Verrat am Vater wäre, Freude an irgend etwas, das mit ihr zusammenhing, zu zeigen.

Sie hatte auf dem Markt auch alte, getrocknete Weintrauben gekauft, was er nicht verstand, bis sie ihm eine davon in den Mund stopfte. Es war eine sehr überraschende Handlung ihrerseits, die er nicht vorhersehen und der er deshalb nicht ausweichen konnte, zwischen einem Gang zum Herdfeuer, um einen mächtigen Topf aufzusetzen, und der Suche nach einem anderen Messer, um die Zwiebeln zu zerteilen. Sie streckte einfach die Hand aus, und er spürte den kurzen Druck ihrer Finger auf seinen Lippen und die alte Weintraube in seinem Mund, ehe er zurückweichen konnte. Das Ding schmeckte süß, ohne die Schärfe frischer Trauben.

Als sie schließlich die Siegel der beiden Krüge aufbrach, stellte sich heraus, daß einer Wein und der andere Öl enthielt. Sie mischte die zerhackten Zwiebeln, Brennesseln, Liebstöckel und die alten Trauben im Topf, zusammen mit etwas Salz und Öl, während der Fisch bereits in einem weiteren Topf mit Wasser vor sich hin siedete. Es erinnerte ihn daran, wie angenehm überrascht der Vater in den Tagen nach ihrer Ankunft davon gewesen war, wie viele Gerichte sie zubereiten konnte, als wäre das früher nicht der Fall gewesen. Ihm selbst dagegen war zwar der Unterschied zu dem alltäglichen Einerlei von früher aufgefallen, doch er hatte nichts Besonderes darin gesehen.



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